Das Thema „Kinder- und Jugendarmut“ liegt uns besonders am Herzen. Über Gremien-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit versuchen wir einen Beitrag zur Bekämpfung und Linderung der Folgen zu leisten.
Aktuell bringen wir uns in die Überarbeitung des Kommunalen Handlungskonzeptes gegen Kinderarmut mit ein. Ausgangspunkt war ein Fotoprojekt, das von Dezember 2023 bis März 2024 durch elf Einrichtungen bzw. Verbände aus dem Bereich „Kinder- und Jugendarbeit“ durchgeführt wurde, die ihre Kinder und Jugendlichen Bilder, Kollagen und Texte zum Thema „Kinderarmut“ erstellen ließen. Diese bildeten die Basis für die inhaltliche Arbeit auf unserem Frühjahresempfang 2024. Ein Ergebnis war, das das kommunale Handlungskonzept gegen Kinderarmut von 2012 einer grundlegenden Überprüfung unterzogen und überarbeitet werden sollte. Sämtliche Arbeiten der Kinder und Jugendlichen aus dem Fotoprojekt sowie die Ergebnisse des Epmpfangs wurden im Anschluss in dieser Broschüre zusammengestellt.
Außerdem gibt es im Jugendring eine AG, in der mehrere Jugendverbände gerade ein Konzept erarbeiten, wie sie sich in der Braunschweiger Weststadt, einem besonders stark betroffenen Stadtteil in Braunschweig, mit regelmäßigen Angeboten einbringen können, um jungen Menschen kostenlos Beteiligungsmöglichkeiten und Angebote zur Verfügung zu stellen.
Für 2026 planen wir zudem gemeinsam mit dem Braunschweiger Jugendparlament und weiteren Kooperationspartnern einen Charitylauf, bei dem die Teilnehmenden gebeten werden, an den Braunschweiger Fond gegen Kinderarmut zu spenden. Gleichzeitig wollen wir die Veranstaltung auch nutzen, um deutlich zu machen, dass dem Thema nicht allein mit Wohltätigkeit und Spenden beizukommen ist, sondern dass es entschiedenes politisches Handeln auf allen Ebenen Bedarf und auch zivilegesellschaftliche Akteure gefordert sind, dieses Thema stets mitzudenken und zu reflektieren, was sie in ihren Bereichen ganz konkret zur Linderung des Problems beitragen können.
Der Begriff „Armut“ wird oft mit Entwicklungsländern beispielsweise mit vielen Ländern Afrikas in Verbindung gebracht. Dabei geht es um „absolute Armut“. Armut in der sich Menschen nicht ausreichend ernähren können, keine oder nur eine sehr unzureichende Unterkunft haben und die medizinische Grundversorgung nicht gegeben ist. In Deutschland gibt es diese Formen von Armut zwar auch, in der Regel bedeutet Armut hier jedoch vor allem, nicht dabei sein zu können, weil das Geld für die Klassenfahrt, den Eintritt ins Museum oder die neuen Sportschuhe nicht mehr reicht. Es heißt weniger Möglichkeiten, weniger Chancen und oftmals auch, arm zu bleiben, denn das Ausbrechen aus der Armutsfalle wird einem durch das gegenwärtige System stark erschwert. Häufig werden Kinder aus armen Familien zudem stigmatisiert und ausgegrenzt.
In Braunschweig sind unterschiedliche Stadtteile unterschiedlich stark betroffen. Im Stadtteilgebiet Weststadt Nord lebt z.B. ein Anteil von 42,8% der unter 18jährigen in Bedarfsgemeinschaften nach dem SGB II (Bürgergeldbezug), gefolgt von der Weststadt Süd mit 35,6%. Hinzugerechnet werden müssen noch all jene Familien, die über der Anspruchsgrenze von Transferleistungen liegen, aber dennoch zu wenig Einkommen für eine angemessene Teilhabe zur Verfügung haben.
Offiziell wird Armut meist folgendermaßen zu erfassen versucht: wer über weniger als 60 % des durchschnittlichen Nettoeinkommens verfügt, gilt als armutsgefährdet. Aufgrund der drastischen Preissteigerungen der letzten Jahre hat sich die Nettokaufkraft vieler Familien jedoch stark verringert. 60 % des mittleren Einkommens bedeutet heute viel weniger als noch vor einigen Jahren. Wer sich vor einigen Jahren schon fast nichts leisten konnte, kann es jetzt erst recht nicht mehr.
Umso wichtiger ist es, dass Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft dieses Thema endlich ernst nehmen und alles in ihrer Macht stehende tun, das Problem zu lösen!